Deutsche Beschäftigte am Limit: Fast jeder Zweite denkt wegen Überlastung an Kündigung

- Neue Umfrage zeigt: 44 Prozent der deutschen Arbeitnehmer spielen mit dem Gedanken, innerhalb der nächsten 12 Monate ihren Job zu kündigen.
- Der Grund: die derzeitige Arbeitsbelastung – knapp jeder Zweite bezeichnet diese als zu hoch. 43 Prozent leisten mehrmals pro Woche Überstunden. Mehr als jeder Zehnte der Befragten bezeichnet seine Arbeitsbelastung als zu hoch, und dies geschieht täglich.
- Dabei wächst mit steigender Arbeitszeit die Differenz zwischen geleisteten Stunden und den davon konzentriert und produktiv genutzten Stunden.
Verschiedene Debatten um die Arbeitszeit zeigen, wie stark das Thema gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch polarisiert. Aus gutem Grund: Deutsche Arbeitnehmer arbeiten im Schnitt acht bis zehn Stunden täglich (60 Prozent). Doch die produktiv nutzbare Zeit liegt deutlich darunter. Fast die Hälfte (48 Prozent) gibt an, von den geleisteten Stunden nur vier bis sechs konzentriert arbeiten zu können – das zeigt eine neue repräsentative Umfrage von Statista+. Kein Zufall also, dass sich knapp jeder zweite Beschäftigte (48 Prozent) kürzere Arbeitszeiten wünscht.
Überstunden und eine hohe Arbeitsbelastung prägen den Berufsalltag
Die Realität zeichnet allerdings ein ernüchterndes Bild: 43 Prozent der Befragten leisten mehrmals pro Woche Überstunden. Mehr als jeder Zehnte (12 Prozent) davon täglich – unter den 18- bis 24-Jährigen sogar knapp jeder Fünfte (18 Prozent). Zwar akzeptieren 56 Prozent der Arbeitnehmer Überstunden, wenn sie fair geregelt sind, doch die Folgen sind deutlich spürbar. Nahezu jeder dritte Befragte (30 Prozent) gibt an, dass regelmäßige Überstunden sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken: 63 Prozent der Betroffenen berichten von schnellerer Erschöpfung, 58 Prozent von negativen Auswirkungen auf ihr Privatleben, 56 Prozent fühlen sich oft ausgebrannt, und 39 Prozent schlafen schlechter – bei Männern fast jeder Zweite (44 Prozent).
Neben den direkten Folgen von regelmäßiger Mehrarbeit, zeigt die Umfrage auch die strukturellen Ursachen der Überlastung. 63 Prozent der Beschäftigten, die sich am Ende ihres Arbeitstages erschöpft oder gestresst fühlen, nennen drei Hauptgründe. Diese sind der allgemeine Druck auf der Arbeit (46 Prozent), die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (28 Prozent) sowie zu viele Themen und Projekte (27 Prozent), die gleichzeitig jongliert werden müssen. Hinzu kommt, dass der Berufsalltag jedes Vierten (26 Prozent) stark von Zeitdruck und ständiger Erreichbarkeit geprägt ist.
Individuelle Notlösungen als Schutz vor Mehrarbeit und Überlastung
Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, dass knapp die Hälfte (48 Prozent) der Beschäftigten ihre derzeitige Arbeitsbelastung als zu hoch einstufen und entsprechende Wege suchen, um sich vor regelmäßiger Mehrarbeit zu schützen. Während 29 Prozent der Befragten ihre Auslastung aktiv im Team angesprochen haben, setzten andere auf Ausweichstrategien. 14 Prozent nahmen kurzfristig Urlaub, 12 Prozent meldeten sich krank und knapp jeder Zehnte (9 Prozent) täuschte eine höhere Auslastung vor.
Viele sehen die Lösung schließlich im Jobwechsel. So gaben 44 Prozent der Befragten mit zu hoher Arbeitsbelastung an, dass sie innerhalb der nächsten zwölf Monate eine Kündigung in Betracht ziehen. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist es sogar mehr als jeder Zweite (54 Prozent).
„Unsere Umfrage zeigt deutlich, wie eng Überstunden, hohe Belastung und steigende Kündigungsbereitschaft zusammenhängen. Für Arbeitgeber ist dies ein klarer Weckruf mit Handlungsappell”, sagt Annika in der Beek, Chief People Officer bei Statista. „Um Mitarbeiter:innen vor dauerhafter Mehrarbeit zu schützen, rate ich Unternehmen und Führungskräften dazu, eine Kultur zu etablieren, in der Pausen und Erholungszeiten proaktiv unterstützt und gefördert werden.
Das bedeutet auch, Überlastung ernst zu nehmen und Beschäftigte darin zu bestärken, ihre Grenzen zu wahren. Gleichzeitig braucht es Eigenverantwortung und Selbstfürsorge: Arbeitnehmer:innen sollten lernen, ihre Belastungsgrenze realistisch einzuschätzen und in Phasen der Überforderung Pausen aktiv einzufordern – statt auf Ausweichstrategien zu setzen, die das Problem im Kern nicht lösen. Andernfalls droht langfristig gesehen eine Abwärtsspirale aus Erschöpfung und Frust bei gleichzeitiger Gefährdung der eigenen Gesundheit.“
Und die jungen, welche gerade im Berufsleben ankommen denken vermehrt an die Life Balance. All die alte ‚Säcke“ hatten früher auch noch am Samstag gearbeitet. Da musste viel mehr organisiert werden, weil die Geschäfte zum einen nicht so lange auf hatten und am Samstag kurz nach 12 Schluss war. Und bevor es einer unterstellt, nein bei der Arbeit gab es keinen Schmusekurs ….
Vielleicht hätte man die Jugend früher etwas mehr fordern sollen und aus der Chillbase herausnehmen. Da kann man dem Nachwuchs nur sagen „Herzlichen Glückwunsch im Leben! Willkommen in der Realität!“